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Einsatz

Hilfe im Hochwassergebiet wird über Monate gebraucht werden

Veröffentlicht: 29.08.2021
Autor: Jule Leger
Gänsehautmomente: Frank Markgraf schildert die Hochwassernacht und die Rettung der Menschen

Knapp einen Monat liegt sie jetzt bereits zurück, die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und auch wenn die schrecklichen Bilder in den Medien längst überschattet werden von anderen Ereignissen – vorbei ist die Katastrophe im Hochwassergebiet noch längst nicht. Wie es vor Ort tatsächlich aussieht und warum Hilfe im Hochwassergebiet noch über Monate gebraucht werden wird, erzählen uns unsere Kameraden der DLRG Ortsgruppe Neuhofen, die sich bei zwei Einsätzen vor Ort ein umfassendes Bild machen konnten.

Der erste Einsatz führte Euch in der Hochwassernacht ins rheinlandpfälzische Kordel bei Trier. Was habt ihr dort erlebt?

Frank Markgraf: Der Einsatz kam nicht völlig unerwartet, unerwartet war dann schon eher der Ort und das Ausmaß der Katastrophe. Wir waren voralarmiert für das Gebiet hier am Rhein, denn bei Wörth gab es Sickerstellen im Damm, so dass man einen Dammbruch befürchtete. Und so hielten wir uns für einen Einsatz bereit, tankten beispielsweise mittwochabends nach dem Tauchtraining noch die Einsatzfahrzeuge voll. Und in dem Moment, in dem wir die vollgetankten Autos wieder geparkt hatten, kam die Alarmierung. Konkret wurden Strömungsretter angefordert.

Marco Melzner: Wir machten uns dann mit Blaulicht und Martinshorn auf in Richtung Kordel, per Funk wurde uns das Einsatzziel durchgegeben: ein Altersheim sollte evakuiert werden. Vor Ort war es mittlerweile stockdunkel, da ja auch überall der Strom aus war und wir bewegten uns mit den Stirnlampen auf dem Kopf in den Booten auf ehemaligen Straßen und haben schon Situationen erlebt, auf die dich das beste Training im Wildwasserkanal nicht vorbereiten kann. Wie reagiert man auf Treibgut? Wie transportiert man einen Menschen gegen die Strömung? Hinzu kam, dass das Gemeindezentrum, in das die Senior:innen eigentlich hätten evakuiert werden sollten, auch schon geflutet war...

Tobias Stuhlfauth: Genau, die Bewohner von Kordel sind Hochwasser eigentlich gewohnt und das Gemeindezentrum galt immer als sicherer Ort, aber so einen Pegelstand hatten sie auch noch nicht erlebt. Ich habe gar nicht mitgezählt wie oft wir hin- und hergefahren sind, man funktioniert dann einfach. Die Kyll, das ist der Bach vor Ort, ist mit dem Rehbach vergleichbar, am Ende war sie aber schätzungsweise 8,50 m hoch. Da sind wirklich schon die Autos davongeschwommen. Schön zu sehen war die Dankbarkeit der Menschen vor Ort. Wenn man von 24 bis 14 Uhr im nassen Neoprenanzug steckt, freut man sich natürlich sehr, wenn einem einer auf dem Grill einen improvisierten Kaffee kocht.

Einige Tage später wurdet ihr erneut angefordert. Wohin ging es da und welche Eindrücke habt ihr mitgenommen?

Stefan Bentz: Unser zweiter Einsatz führte uns in Ahrtal, wir wurden in dem dort eingerichteten Katastrophenschutzzentrum am Nürburgring untergebracht und hatten vor allem die Aufgabe, die Notfallseelsorge zu den betroffenen Menschen im Katastrophengebiet zu transportieren. Unsere erste Fahrt ging nach Ahrbrück und der Weg dahin war schon unbeschreiblich. Ein einziges Chaos war das - riesige Müllberge säumten den Weg, Traktoren die versuchen Baumstämme aus dem Weg zu räumen, Menschen die unermüdlich Schlamm aus dem 1. OG ihrer Häuser schippen und ganz besonders dramatisch: Menschen die dastehen und dabei zusehen, wie ihre Häuser abgerissen werden.

Jürgen Hoffmann: Das waren schon schreckliche Bilder. Wir waren in den vier Einsatztagen dort entlang der Ahr in beinahe jedem Ort und überall dasselbe: Die Infrastruktur ist praktisch nicht mehr gegeben. Die Menschen aus ganz Deutschland wollten helfen und haben Kleidung geschickt, vor Ort wurden aber ganz andere Dinge viel nötiger gebraucht: Werkzeuge, Eimer und Besen. Wir haben Menschen getroffen, die seit 10 Tagen ohne Pause damit verbracht haben, ihr Haus zu entschlammen und gerade mitgeteilt bekommen, dass es abgerissen werden muss, weil es durch die Unterflutung einsturzgefährdet ist. Im Fernsehen sah man immer die Bilder von den zwanzig Häusern in vorderster Front, die weggerissen wurden und das ist ja auch wirklich dramatisch. Was uns vor Ort erst so richtig klar wurde: Dahinter gibt es noch zahlreiche Parallelstraßen, in denen die Häuser auch alle voll Schlamm sind. Die Infrastruktur dort ist für Monate beschädigt, da ist langfristige Hilfe dringend erforderlich. Für alle, die helfen wollen: Geldspenden sind in diesem Fall besser, als Kleidung zu schicken. Bei Sachspenden raten wir, auf konkrete Aufrufe zu warten. Und alle, die bei den Aufräumarbeiten vor Ort helfen wollen: Erkundigt Euch zunächst telefonisch oder über das Internet nach koordinierten Hilfsangeboten und den Möglichkeiten der Unterstützung.

Das Interview führte Jule Leger (Referat Öffentlichkeitsarbeit)

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